Vitamin B12 ist ein unentbehrliches wasserlösliches Vitamin, das insbesondere von großer Bedeutung für den Energiestoffwechsel, das Nervensystem, die Regeneration und die Blutbildung ist. Eine neue Studie legt nun auch nahe, dass eine Therapie mit Vitamin B12 bei einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse die Prognose der Patienten erheblich verbessern kann.
Als akute Pankreatitis wird eine plötzlich auftretende, meist nicht-infektiöse Entzündung der Bauchspeicheldrüse bezeichnet, die schnell einen schweren Verlauf entwickeln kann. In Deutschland sind jährlich rund 13 bis 43 pro 100.000 Einwohner betroffen, wobei das Haupterkrankungsalter zwischen dem 55. und 75.Lebensjahr liegt. Neben Alkoholabhängigkeit ist eine Aufstauung von Gallenflüssigkeit die häufigste Ursache. Weitere Risikofaktoren sind Diabetes mellitus Typ 2, erhöhte Blutfettwerte und Rauchen.
Neue Studie belegt die schützende Wirkung von Vitamin B12 für die Bauchspeicheldrüse

Die akute Pankreatitis muss stationär behandelt werden. Dennoch entwickeln etwa 20 Prozent der Patienten einen mittleren bis schweren Verlauf mit zahlreichen, teils systemischen Komplikationen, die die Lebensqualität auch nach dem Überstehen der Erkrankung stark einschränken können. Die akute Pankreatitis führt häufig zu bleibenden Schäden an der Bauchspeicheldrüse sowie an anderen Organen. Bislang mangelt es an schützenden Substanzen, die den Verlauf mildern und die Reparatur der Bauchspeicheldrüse anregen können.
In einer neuen Studie, veröffentlicht im Oktober 2024, konnte ein Forscherteam erstmals die schützende Wirkung von Vitamin B12 während einer akuten Pankreatitis nachweisen. Unter der Leitung von Dr. Chuanwen Fan und unter Aufsicht des Leitautors Prof. Dr. Xianming Mo, beide unter anderem tätig an der Universität Sichuan, ergab eine große Analyse, dass höhere Vitamin-B12-Serumspiegel stark mit einem
geringeren Risiko für die Entwicklung verschiedener Arten von Pankreatitis verbunden sind.
Im Tiermodell zeigte sich, dass Vitamin B12 die Azinuszellen der Bauchspeicheldrüse im Frühstadium vor Nekrose (Absterben von Zellen) schützt und anschließend die T-Lymphozyten-Infiltration reduziert, wodurch eine entzündungshemmende Wirkung eintritt. Die künstliche Erhöhung des Vitamin-B12-Serumspiegels milderte die Schwere einer akuten Pankreatitis und förderte die Gewebereparatur von verletztem Bauchspeicheldrüsengewebe.
Die Forscher stellten fest, dass die Verringerung der Nekrose der Azinuszellen und die Verhinderung des Fortschreitens der Erkrankung auf eine erhöhte ATP-Produktion im Pankreasgewebe zurückzuführen ist. Die schützende Wirkung des Vitamins B12 hängt demnach mit einer verbesserten zellulären Energieversorgung zusammen. Prof. Dr. Xianming Mo bezeichnet die Ergebnisse dieser Studie als solide Grundlage für zukünftige klinische Anwendungen von Vitamin B12 bei der Behandlung der akuten Pankreatitis.
Energiestoffwechsel und Blutbildung
Vitamin B12 hat mehrere Funktionen im Energiestoffwechsel und ist als Methylgruppen-Donator unter anderem an der Synthese von ATP beteiligt. Darüber hinaus spielt Vitamin B12 eine wichtige Rolle bei der Blutbildung: Bei einer Unterversorgung ist die Bildung roter Blutkörperchen gestört. Dies schränkt den Sauerstofftransport ein. Die Zellen sind jedoch dringend zur Energiegewinnung auf Sauerstoff angewiesen.
Die entstandene Anämie führt zu zahlreichen Symptomen wie schweren Erschöpfungszuständen, Leistungsabfall, Kurzatmigkeit, Infektanfälligkeit und Blässe. Bei der Diagnose einer Blutarmut sollte deshalb nicht allein mit Eisenpräparaten therapiert werden, sondern auch an Vitamin B12 und Folsäure gedacht werden, welche beide notwendig sind, um die Blutbildung anzuregen und die Energiespeicher wieder aufzufüllen.
Homocystein: Gefahr für Gefäße und Gehirn
Homocystein entsteht auf natürliche Weise als Stoffwechselnebenprodukt beim Abbau der essenziellen Aminosäure Methionin. Im gesunden Stoffwechsel wird Homocystein umgehend enzymatisch umgewandelt und ist deshalb nur in sehr geringen Konzentrationen im Blut nachweisbar. Die Umwandlung ist jedoch maßgeblich von den drei B-Vitaminen Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 abhängig. Mangelt es an einem Vitamin, kann die Serumkonzentration steigen. Bereits moderate Konzentrationen erhöhen das Risiko für Arteriosklerose um das 3- bis 4-fache.
Am häufigsten verbirgt sich ein unentdeckter Vitamin-B12-Mangel hinter zu hohen Homocysteinwerten. Zahlreiche Studien zeigen, dass eine langfristige therapeutische Gabe von Vitamin B12 nachhaltig zur Senkung der Homocystein-Serumkonzentration beiträgt.

Da Homocystein die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, kann es in den Gehirnstoffwechsel eingreifen. Dadurch neigen Patienten mit erhöhten Konzentrationen verstärkt zu Demenz, Alzheimer, Depressionen, verminderten kognitiven Fähigkeiten und anderen neurodegenerativen Erkrankungen. Vitamin B12 ist eine wichtige Schutzsubstanz für das Nervensystem. Es ist an der Synthese von Myelin beteiligt, einer unentbehrlichen Schutzschicht für die Nervenstränge, das Rückenmark und das Gehirn. Darüber hinaus fördert Vitamin B12 das normale Nervenwachstum sowie die Konzentration, die kognitiven Fähigkeiten, das mentale Wohlbefinden, die Klarheit und das Gedächtnis. Es wirkt regulierend auf die Stimmung und kann Depressionen, Demenzerkrankungen und andere neurodegenerative Erkrankungen lindern.
Hochwertiges Vitamin B12: Methylcobalamin und Adenosylcobalamin
Methyl- sowie Adenosylcobalamin sind zwei natürliche methylierte Formen des Vitamins B12 und übernehmen im Körper unterschiedliche Funktionen.
- Methylcobalamin spielt eine zentrale Rolle im Methylkreislauf: Es überträgt eine Methylgruppe auf das Homocystein und beeinflusst dadurch direkt die Umwandlung von schädlichem Homocystein zur essenziellen Aminosäure Methionin. Methionin wird wiederum zu SAM (S-Adenosylmethionin) umgewandelt, welches in zahlreichen Reaktionen als Methylgruppendonator fungiert, beispielsweise bei der DNA-Methylierung und bei der Synthese von Neurotransmittern wie Dopamin sowie Serotonin.
- Adenosylcobalamin ist in den Zitronensäurezyklus (Krebszyklus) involviert und dient unter anderem als Cofaktor für das Enzym Methylmalonyl-CoA-Mutase, welches Methylmalonyl-CoA in Succinyl-CoA umwandelt. Succinyl-CoA ist ein Zwischenprodukt im Zitronensäurezyklus und liefert insbesondere Zellen mit hohem Energiebedarf (wie Gehirn, Muskeln) Energie. Adenosylcobalamin unterstützt den gesunden Zitronensäurezyklus, welcher für die Gewinnung von ATP (universeller Energielieferant) unerlässlich ist. Ein Mangel an Adenosylcobalamin beeinträchtigt die ATP-Produktion und kann unter anderem Erschöpfung, chronische Müdigkeit, Muskelschwäche, Nervenleiden, Untergewicht und Entwicklungsstörungen zur Folge haben.
Methyl- und Adenosylcobalamin sind — im Gegensatz zum vollsynthetischen Cyanocobalamin — natürliche Formen des Vitamins B12, die sich auch durch eine hohe Bioverfügbarkeit auszeichnen. Beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln sollte ein hochwertiges, reines Produkt gewählt werden, das möglichst beide methylierten Formen des Vitamins B12 enthält.

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