Vitamine: Der Antrieb für alle Stoffwechselvorgänge
Die Vitamine wurden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt. Den Begriff "Vitamin" prägte der polnische Biochemiker Casimir Funk, der fälschlicherweise annahm, dass alle lebensnotwendigen Substanzen eine stickstoffhaltige Verbindung enthielten (vita = Leben, amin = stickstoffhaltig). Spätere Untersuchungen ergaben, dass diese Vermutung nur auf wenige Vitamine tatsächlich zutrifft. Dennoch hat sich der Begriff bis heute durchgesetzt.
Vitamine sind lebenswichtige organische Verbindungen, die der Körper bis auf wenige Ausnahmen nicht selbst herstellen kann. Sie müssen über die Nahrung zugeführt werden. Vitamine liefern dem Körper im Gegensatz zu Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen keine Energie. Die Mikronährstoffe sind wichtige Bausteine, ohne die sämtliche Stoffwechselvorgänge nicht reibungslos ablaufen könnten. Jedes Vitamin spielt eine eigenständige Rolle, sodass der Organismus nur dann gesund sein kann, wenn alle Vitamine in ausreichender Menge vorhanden sind.
Bisher sind 13 Vitamine bekannt, ohne die der Mensch nicht lebensfähig wäre. Diese werden unterteilt in wasserlösliche und fettlösliche Vitamine. Zu den wasserlöslichen Vitaminen zählen die acht B-Vitamine und Vitamin C. Fettlöslich sind hingegen Vitamin A, D, E und K.
Die wasserlöslichen Vitamine können nicht im Körper gespeichert werden. Die Ausscheidung erfolgt über die Nieren, sodass diese Mikronährstoffe täglich ersetzt werden müssen. Eine Ausnahme stellt Vitamin B12 dar: Bei einer hohen Zufuhr lagert der Körper bis zu 60 Prozent des nicht genutzten Cobalamins in der Leber und bis zu 30 Prozent in Muskelgeweben ein. Wasserlösliche Vitamine fungieren als Cofaktoren vieler Enzyme sowie verschiedenster Reaktionen und sind auf diese Weise maßgeblich an der Steuerung der Körperfunktionen beteiligt. Sie unterstützen beispielsweise Stoffwechselprozesse, die Enzymbildung, Zellteilung, Blutbildung, den Energiestoffwechsel und das Immunsystem.
Fettlösliche Vitamine können nur gemeinsam mit Lipiden (Fetten) resorbiert werden. Der Organismus kann sie an unterschiedlichen Stellen speichern, nutzt hierfür aber vorrangig die Leber. Bei Bedarf werden die Vitamine freigesetzt und an die Zellen abgegeben. Vitamin A fördert hauptsächlich das Sehvermögen, den Aufbau sowie Erhalt von Gewebestrukturen und die Genregulation. Nachtblindheit, Wachstumsstörungen, trockene Augen und gereizte Schleimhäute können Anzeichen für eine mangelnde Versorgung sein. Vitamin E wirkt antioxidativ und schützt die Zellen vor Schäden durch freie Radikale. Vitamin K unterstützt die Blutgerinnung, den Knochenaufbau und die Wundheilung.
Vitamin D nimmt eine Sonderstellung ein, denn es ist das einzige Vitamin, das vom Körper vollständig selbst hergestellt werden kann. Vorausgesetzt, die Haut ist täglich der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. In den Wintermonaten ist der Stand der Sonne jedoch zu niedrig, um genügend Vitamin D synthetisieren zu können. Zwar enthalten auch einige Nahrungsmittel Calciferol, die Menge reicht aber bei Weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Der Körper muss während dieser Zeit auf seine Reserven zurückgreifen, die häufig schnell aufgebraucht sind. Von Herbst bis Frühling ist die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels besonders empfehlenswert.
Vitamine reagieren sensibel auf äußere Einwirkungen wie Luft, Hitze und Licht. Der Vitamingehalt von vorverarbeiteten Speisen ist um bis zu 40 Prozent niedriger als ihr ursprünglicher Wert. Bei der Zubereitung gehen nochmals knapp 50 Prozent verloren. Der kleine Rest kann auch nur dann vollständig resorbiert werden, wenn ausreichend Enzyme vorhanden und die Schleimhäute sowie die Darmflora intakt sind.
Da all diese Bedingungen nur selten erfüllt werden, schleichen sich auf Dauer meist unspezifische Beschwerden ein, die ein Hinweis auf eine mangelnde Vitaminversorgung sein können. Müdigkeit, Gedächtnisstörungen, Libidomangel, Kraftlosigkeit, Haut- und Schleimhautentzündungen, depressive Verstimmungen und Infektanfälligkeit zählen zu den typischen Symptomen.