Der echte Schwarzkümmel (Nigella sativa L.) ist eine einjährige Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Sie stammt aus dem Mittelmeerraum und ist in Ländern Nordafrikas, Vorderasiens und Südosteuropas heimisch. Die früheste Kultivierung und Verwendung lässt sich mehr als 3000 Jahre zurückverfolgen. Im orientalischen Kulturraum wird diese Gewürzpflanze schon seit Jahrtausenden gezielt zur Linderung bei allen Arten von Allergien und Entzündungen eingesetzt, ebenso wie bei Menstruationsbeschwerden und zur Stimmungsaufhellung bei Depressionen. Vor allem aber gegen Bronchitis, Asthma und Neurodermitis findet das Öl von Nigella sativa Anwendung. Desweiteren zählt der Schwarzkümmel aufgrund seiner vorbeugenden Wirkung gegen Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen, Durchfall und Verstopfung nach wie vor zu den am häufigsten verwendeten Gewürzen in der orientalischen Küche.
So ist es auch kaum verwunderlich, dass man sogar im Grab des legendären Pharao Tut-ench-Ammun ein Fläschchen feinstes Schwarzkümmelöl fand — quasi als unverzichtbares Utensil für ein beschwerdefreies Leben nach dem irdischen Tod. Ein weiteres Indiz für den hohen Stellenwert, der den gesundheitsfördernden Wirkungen von Schwarzkümmel-Saat oder Schwarzkümmel-Öl in der antiken Kultur des Orients beigemessen wurde, findet sich in der Schrift „Hadith“ des islamischen Propheten Mohammed; dieser schrieb (bzw. „verkündete”) nämlich schon vor nunmehr rund 1.500 Jahren (Zitat): „Schwarzkümmel heilt jede Krankheit außer den Tod“. Auch in mittelalterlichen Klöstern Europas wurde Schwarzkümmel kultiviert und von Gelehrten wie Hildegard von Bingen hoch geschätzt. So zieht sich der Einsatz von Schwarzkümmel wie ein roter Faden durch die „Heilgeschichte” verschiedenster kulturgeschichtlicher Epochen weltweit.
Selbstverständlich lassen sich aus solchen historischen Anekdoten keine wirklich belastbaren Argumente ableiten, die mit „harten” wissenschaftlichen Fakten nach heutigem Kenntnisstand gleichzusetzen wären. — Deshalb wollen wir im Folgenden den aktuellen Stand im Bereich der orthomolekularen Ernährungswissenschaft in möglichst leicht verständlicher und praxistauglicher Weise zusammenfassen.
Was genau ist es nun, das dem Schwarzkümmelöl sein vielseitiges Wirkspektrum verleiht?

Die Schwarzkümmel-Pflanze enthält in mohnähnlichen Kapseln die wertvollen Samen, die in ihrem Öl über 100 kostbare Wirkstoffe aufbewahren. So enthalten sie bis zu 2,5 % ätherisches Öl, das unter anderem die Inhaltsstoffe Thymoquinon, Thymol, p-Cymen, Nigellon und Alpha-Pinen umfasst.
Vor allem dem Thymoquinon (oder auch Thymochinon) wird die hauptsächliche heilende Wirkung zugeschrieben, da es wichtige Enzyme der Entzündungsreaktion hemmt, wie etwa die 5-Lipoxygenase, die an der Bildung von Leukotrienen beteiligt ist. Diese körpereigenen Signalstoffe spielen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Asthma und Entzündungen.
Darüber hinaus enthalten die öligen Bestandteile der Schwarzkümmel-Samen zu etwa 80 % mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Linolsäure, Alpha-Linolensäure, Ölsäure).
Neben den o. g. wertgebenden Bestandteilen enthalten Schwarzkümmel-Samen und -Extrakte auch eine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen (darunter u.a. Sterole, Alkaloide, Saponine), sowie diverse Mineralstoffe und Spurenelemente wie Zink, Chrom, Mangan, Selen, Magnesium, Kalzium, Kalium und Natrium. Auch B-Vitamine und E-Vitamine sind enthalten.
Dem entsprechend belegen zahlreiche Studien die potentiell immunmodulierende Wirkung von Schwarzkümmelöl — besonders bei entzündlichen Erkrankungen, aber auch bei Fehlregulationen des Immunsystems wie z. B. bei Autoimmun-Erkrankungen.
Entstehung von Immunstörungen
Ständig sind wir einer Vielzahl von Mikroorganismen und Krankheitskeimen wie z. B. Pilzen, Bakterien und Viren ausgesetzt. Davon merken wir in der Regel nichts, denn unser hochkompliziertes Immunsystem ist darauf ausgelegt, diese und andere Krankheitserreger zu bekämpfen und sie schnellstmöglich unschädlich zu machen. Daher kommen solche Krankheitserreger üblicherweise nur dann zum Zug, wenn die körpereigene Abwehr geschwächt ist; aber sobald sie erstmal eine Angriffsfläche gefunden haben, kommt es meist schon innerhalb weniger Stunden zum Ausbruch einer Krankheit oder zumindest zu einer spürbaren Manifestation von energieraubenden Krankheitsymptomen.
Dieses empfindliche Gleichgewicht zwischen einem tolerablem Maß an omnipräsenten (= allgegenwärtig vorhandenen) Krankheiterregern und einer allzu weit „überschießenden” Abwehrreaktion unseres Immunsystems geht spätestens dann verloren, wenn die so genannten Killerzellen und Kontrollzellen sowie die an der Abwehrreaktion beteiligten Botenstoffe nicht mehr im Gleichgewicht zu der tatsächlich vorhandenen Bedrohung sind.
Die im Schwarzkümmelöl enthaltenen Wirkstoffe fördern hierbei im Rahmen ihrer adaptogenen und insgesamt immun-regulierenden Eigenschaften die „richtige” Balance!
Die drei wichtigsten Arten von Immunstörungen:
- Ist das Immunsystem geschwächt, können Erreger wie Bakterien, Viren oder Pilze ungehindert in den Organismus eindringen. — Eine Infektionskrankheit ist die Folge.
- Grundsätzlich werden alle potentiell schädlichen Substanzen, die man über die Atemluft oder über die Nahrung aufnimmt oder die über die Haut ins Körperinnere gelangen, vom Immunsystem bekämpft. — Ist die Immunregulation gestört, kommt es hierbei zu einer überschießenden Abwehrreaktion, die eine allergische Reaktion zur Folge hat.
- Besonders heimtückisch ist es, wenn körpereigene Stoffe als Fremdsubstanz betrachtet und ebenfalls vom Immunsystem bekämpft werden. — In diesem Fall spricht man von einer Autoimmun-Krankheit.
Die immunregulatorische Wirkung von Schwarzkümmel-Öl

Der wichtigste bioaktive sekundäre Pflanzenstoff im Schwarzkümmelöl ist das Thymoquinon. Es ist der mengenmäßig und pharmakologisch bedeutendste Inhaltsstoff im ätherischen Öl des Schwarzkümmels — insbesondere im kaltgepressten Schwarzkümmelöl!
Dieser Wirkstoff (das Thymoquinon) besitzt antioxidative, entzündungshemmende und antimikrobielle Eigenschaften. Thymoquinon beeinflusst das Immunsystem auf bemerkenswerte Weise: Es wirkt nämlich nicht pauschal immun-stimulierend, sondern auch „adaptiv/adaptogen” immun-modulierend. — Das bedeutet, dass Thymoquinon sowohl eine unteraktive als auch eine überaktive Immunantwort regulieren kann.
Pharmakologische Studien zeigen, dass Thymoquinon in der Lage ist, eine Vielzahl von zellulären Signalwegen zu modulieren, insbesondere solche, die mit Entzündungsreaktionen, Zellschutzmechanismen, Immunantworten und oxidativem Stress verbunden sind.
Entzündungshemmende Wirkung
Chronische Entzündungen gelten als stiller Treiber vieler Zivilisations-Krankheiten — von Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Diabetes bis hin zu Krebs. Thymoquinon wirkt gezielt gegen solche Prozesse, indem es entzündungsfördernde Enzyme und Botenstoffe hemmt:
- COX-2 und 5-LOX: Diese Enzyme sind zentral an der Bildung von Prostaglandinen und Leukotrienen beteiligt — beides Schlüsselstoffe bei Entzündungsreaktionen.
- TNF-α, IL-1β und IL-6: Thymoquinon reduziert die Ausschüttung dieser Zytokine, die bei Autoimmun-Erkrankungen und chronischen Entzündungen eine wichtige Rolle spielen.
- NF-κB: Dieser zentrale Transkriptionsfaktor wird durch Thymoquinon gehemmt, was dann wiederum weitreichende entzündungshemmende Effekte nach sich zieht.
Diese entzündungshemmenden Wirkungen zeigt sich unter anderem bei Asthma, rheumatoider Arthritis, entzündlichen Darmerkrankungen und sogar bei Hauterkrankungen wie Psoriasis (Schuppenflechte).
Schwarzkümmelöl bei allergischen Reaktionen
Schwarzkümmelöl kann das Immunsystem beeinflussen, indem es das Gleichgewicht zwischen verschiedenen Immunzellen fördert. Es wird vermutet, dass es die Aktivität von T-Helferzellen (insbesondere Th1 und Th2) regulieren kann, was bei Allergien eine wichtige Rolle spielt.
Ein Ungleichgewicht zwischen diesen T-Helferzellen ist häufig bei allergischen Erkrankungen zu beobachten. Bei allergischer Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhaut oder Nasennebenhöhlen) oder bei Asthma können die entzündungshemmenden und bronchienerweiternden Eigenschaften des Schwarzkümmel-Öls dazu beitragen, die Atemwege zu entspannen und die Symptome zu lindern.
Antioxidative Eigenschaften
Oxidativer Stress trägt zur Entstehung und Verschlimmerung von Allergien bei. Die antioxidativen Inhaltsstoffe im Schwarzkümmelöl können helfen, freie Radikale zu neutralisieren und somit die Zellschädigung durch Freie Radikale zu verringern.
Fazit
Vor allem der sekundäre Pflanzenstoff Thymoquinon im Schwarzkümmelöl arbeitet gegen entzündliche Prozesse und oxidativen Stress. Daher können insbesondere Menschen mit geschwächtem Immunsystem und chronischen Entzündungen von einer regelmäßigen Einnahme profitieren.
Unabhängig davon ist hinlänglich bekannt, dass die Wirkstoffe des Schwarzkümmels einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können, blähungsfördernde Mahlzeiten wie z. B. Kohlgerichte besser bekömmlich zu machen.

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