Höhere Dosen Omega-3 zeigen klare Vorteile für Herz, Gefäße und Überleben
Relevanz / Bedeutung
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) sind weltweit die häufigste Todesursache. Trotz medizinischer Fortschritte bleibt die Prävention durch Lebensstil und Ernährung zentral. Eine Nährstoffgruppe sticht dabei besonders hervor: Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure).
Schon in den 1940er-Jahren fiel Forschern auf, dass Eskimos trotz fettreicher Ernährung sehr niedrige Raten an Herzinfarkten aufwiesen – ein Phänomen, das später mit dem hohen Fischkonsum und der Omega-3-Zufuhr in Verbindung gebracht wurde.
Hintergrund
Omega-3-Fettsäuren gehören zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren und müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Ihre gesundheitsfördernden Wirkmechanismen im Herz-Kreislauf-System sind vielfältig:
- Triglyzerid-Senkung (bis zu 50 % bei 4 g/Tag)
- Entzündungshemmung (z. B. durch Resolvine)
- Verbesserung der Gefäßfunktion (z. B. durch NO-Freisetzung)
- Stabilisierung des Herzrhythmus
- Senkung des Blutdrucks
- Verringerung der Thrombozytenaggregation
Problemstellung
Obwohl frühere Studien wie GISSI-P positive Effekte zeigten, blieben viele spätere Ergebnisse uneinheitlich. Gründe dafür sind unter anderem:
- zu geringe Dosierung (meist nur 1 g/Tag),
- zu kurze Studiendauer,
- sehr gut medizinisch versorgte Kontrollgruppen,
- fehlende Messung des Omega-3-Status im Blut.
Erst Studien mit höheren Dosierungen zeigen eine klare Wirkung.
Vorhandene Evidenz: Aktueller Forschungsstand
REDUCE-IT-Studie
Die 2018 veröffentlichte REDUCE-IT-Studie untersuchte 4 g/Tag hochreines EPA bei Patienten mit erhöhten Triglyzeriden trotz Statinbehandlung.
Ergebnisse:
- 25 % weniger kardiovaskuläre Ereignisse
- 26 % weniger schwere Komplikationen (MACE)
- 30 % geringere Sterblichkeit in der US-Teilgruppe
Ein klarer Dosis-Wirkungs-Zusammenhang wurde beobachtet: Je höher die Dosis, desto stärker der Effekt.
Meta-Analysen bestätigen Nutzen
Eine große Meta-Analyse mit über 130.000 Teilnehmern zeigt:
- 9 % weniger koronare Ereignisse
- 13 % weniger Herzinfarkte
- 35 % weniger tödliche Herzinfarkte
Die Wirkung verstärkte sich ab Dosierungen von 2–4 g Omega-3 täglich.
Der Omega-3-Index: Messen statt schätzen
Der Omega-3-Index ist ein Blutwert, der die Konzentration von EPA + DHA in den roten Blutkörperchen angibt:
- <4 % = hohes Risiko für Herzerkrankungen
- >8 % = optimaler Schutz
👉 Studien zeigen: Nur bei Einnahme von ≥2 g/Tag erreichen die meisten Menschen einen Omega-3-Index >8 %.
Zielgruppen mit besonderem Nutzen
- Menschen mit erhöhten Triglyzeriden
- Patienten nach Herzinfarkt
- Menschen mit Herzinsuffizienz (z. B. GISSI-HF-Studie: 1 g/Tag senkte Sterberisiko)
- Personen mit niedrigem Fischkonsum
- Ältere Menschen oder Menschen mit Entzündungszeichen
Wirkmechanismen – Warum wirkt Omega-3?
- Entzündungsauflösung durch spezielle Botenstoffe wie Resolvine
- Stabilisierung der elektrischen Erregung im Herzen (antiarrhythmisch)
- Verbesserung der Gefäßfunktion durch Erhöhung der NO-Produktion
- Beeinflussung der Fettwerte und Senkung von Triglyzeriden
Empfehlungen & Praxis
Ernährung
- 2 Fischmahlzeiten pro Woche liefern etwa 250 mg EPA + DHA täglich.
- Für therapeutischen Nutzen (z. B. bei erhöhten Triglyzeriden oder nach Herzinfarkt) reicht das nicht aus.
Supplementation
- Hochreine Fischölpräparate sind sicher, gut verträglich und frei von Schwermetallen.
- Empfohlene Tagesdosis für therapeutischen Effekt: 2–4 g EPA + DHA
Fazit
Omega-3-Fettsäuren bieten einen wirksamen, gut belegten Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen – vorausgesetzt, die Dosis stimmt.
Wichtige Punkte:
- 1 g/Tag reicht oft nicht – empfohlen werden 2–4 g/Tag
- Der Omega-3-Index kann helfen, die individuelle Dosierung zu bestimmen
- Ideal in Kombination mit einer fischreichen oder pesco-mediterranen Ernährung