Lutein ist ein zentraler Mikro-Nährstoff zum Schutz der Netzhaut — Doch wenn weitere Carotinoide wie Beta-Carotin oder Lycopin ergänzt werden, dann kann dies den Nutzen von Lutein deutlich schmälern! — Warum ist das so? Und was empfehlen klinische Studien wie AREDS2? In diesem Beitrag erfährst du, warum bei altersbedingter Makula-Degeneration (AMD) die Kombination von Lutein mit anderen Carotinoiden nicht immer uneingeschränkt sinnvoll (oder z. T. mitunter sogar kontraproduktiv) sein kann.
Was ist Lutein – und warum ist es wichtig für die Makula?
Lutein gehört — ebenso wie andere fettlösliche Farbstoffe wie z. B. Zeaxanthin oder auch Astaxanthin, die von Pflanzen oder Mikroalgen produziert werden — zur Gruppe der Carotinoide. Insbesondere grüne Blattgemüse wie Spinat oder Grünkohl enthalten von Natur aus relativ hohe Mengen an Lutein. In unserem Körper reichert sich Lutein besonders in der so genannten Makula lutea an.

Die Makula ist derjenige Punkt bzw. Bereich der Netzhaut, der für das zentrale, scharfe Sehen verantwortlich ist, weil alle einfallenden Lichtstrahlen von der Linse (im vorderen Bereich des Auges) auf diesen relativ kleinen aber umso wichtigeren Bereich der Netzhaut (wo die Sinneszellen im hinteren Bereich des Auges liegen) fokussiert werden. Aufgrund der o. g. Akkumulation von Lutein und anderen Carotinoiden in diesem Bereich des menschlichen Auges wird die Makula auch als „der gelbe Fleck” auf der Netzhaut bezeichnet.
Lutein wirkt dort (d.h. im Bereich der aus den o. g. Gründen enorm schützenswerten Makula) als natürlicher Lichtfilter und schützt die empfindlichen Seh- bzw. Sinneszellen der Netzhaut vor schädlicher UV-Strahlung und oxidativem Stress – zwei zentrale Faktoren bei der Entstehung und dem Fortschreiten der AMD (d. h., der altersbedingten Makula-Degeneration).
Lutein und Zeaxanthin: Die bewährte Kombination bei AMD
Die beiden Carotinoide Lutein und Zeaxanthin sind strukturell verwandt und wirken synergistisch in der Netzhaut. Deshalb enthalten die meisten Präparate zur AMD-Prävention genau diese beiden Stoffe.
Im Zentrum der Makula ist etwa doppelt soviel Zeaxanthin wie Lutein enthalten, während an den Rändern Lutein überwiegt. Zeaxanthin kann im Auge aus Lutein hergestellt werden. Es ist daher besonders wichtig, dass genügend Lutein mit der Nahrung oder als Nahrungsergänzung aufgenommen wird — in klinisch getesteter Dosierung mit ca. 10 mg Lutein und 2 mg Zeaxanthin pro Tag.
Diese Kombination ist die Grundlage der bekannten AREDS2-Formel, die in großen Studien auf ihre Wirksamkeit geprüft wurde (siehe Literaturliste am Ende dieses Beitrags).
AREDS2: Was spricht gegen die Zufuhr/Einnahme von synthetischem Beta-Carotin?
Die Age-Related Eye Disease Study 2 (AREDS2) war eine der größten klinischen Studien zur Wirkung von Nahrungsergänzung bei AMD. Eine der wichtigsten Erkenntnisse:
Synthetisches Beta-Carotin wurde aus der getesteten Rezeptur entfernt, da es mit einem potenziell erhöhten Risiko für Lungenkrebs bei Rauchern und Ex-Rauchern assoziiert war.
Stattdessen setzte man auf Lutein und Zeaxanthin. In der sekundären Analyse zeigte sich, dass diese beiden Carotinoide auch etwas wirksamer beim Schutz vor fortschreitender AMD waren als die vorherige Formulierung mit synthetischem Beta-Carotin.
Konkurrenz im Darm: Warum andere Carotinoide Lutein verdrängen können
Ein oft unterschätzter Aspekt bei der Einnahme von Carotinoiden ist ihre gemeinsame Absorption im Darm. Alle Carotinoide – also auch Beta-Carotin, Lycopin, Astaxanthin oder α-Carotin – nutzen ähnliche Transportwege, um ins Blut zu gelangen.
Was bedeutet das in der Praxis?
- Wenn mehrere Carotinoide gleichzeitig eingenommen werden, konkurrieren sie um die Aufnahme im Darm.
- Studien zeigen, dass Beta-Carotin die Aufnahme von Lutein hemmen kann.
- Auch fettlösliche Vitamine wie A, D, E oder K können die Bioverfügbarkeit von Lutein reduzieren, wenn sie gleichzeitig eingenommen werden.
Daher wird empfohlen, Lutein-Zeaxanthin-Präparate nicht gemeinsam mit anderen Carotinoiden oder fettlöslichen Vitaminen einzunehmen – oder zumindest zeitlich zu trennen (z. B. morgens und abends).
Aktuelle Empfehlungen aus Sicht der medizinisch / physiologisch relevanten Fachliteratur
Die klare Empfehlung, die sich aus aktuellen wissenschaftlichen Studien ableiten lässt, lautet:
1.) Zur Vorbeugung oder Verlangsamung der AMD-Progression sollte ausschließlich auf Lutein und Zeaxanthin in evidenzbasierter Dosierung gesetzt werden – ohne zusätzliche Carotinoide.
2.) Die Einnahme von Präparaten, die „alle Carotinoide auf einmal“ enthalten, erscheint in diesem Kontext weder notwendig noch sinnvoll; erstens weil hierbei keine zusätzlichen Synergieeffekte beobachtet wurden, und zweitens weil es dabei bzw. dadurch zu einer insgesamt nachteiligen „Konkurrenz-Situation” im Carotinoid-Haushalt und möglicherweise auch zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen könnte.
3.) Wichtig für bestmögliche Aufnahme/Verwertung: Da Lutein fettlöslich ist, sollte die Einnahme mit einer fetthaltigen Mahlzeit erfolgen — z. B. im Rahmen eines vollwertigen Frühstücks mit gut verdaulichen fettreichen Zutaten wie Ei oder Avocado.
Natürliche Lutein-Quellen in der Ernährung
Lebensmittel | Lutein-Gehalt (mg / 100 g) |
---|---|
Grünkohl (gekocht) | ca. 20–40 mg |
Spinat (roh) | ca. 10–12 mg |
Mais (gekocht) | ca. 1,5–2 mg |
Eidotter | ca. 0,3 mg |
Brokkoli (gekocht) | ca. 1 mg |
Tipp: Das Fett im Eidotter hilft sogar bei der besseren Aufnahme von Lutein – eine clevere Kombination!
Fazit: Fokus auf Lutein – ohne Konkurrenz!
Wer Lutein bei bestehender oder drohender Makuladegeneration einnimmt, sollte auf zusätzliche Carotinoide verzichten. Klinische Studien zeigen:
- Synthetisches Beta-Carotin kann die Wirkung von Lutein hemmen und ist möglicherweise mit gesundheitlichen Risiken verbunden.
- Andere Carotinoide wie Lycopin oder Astaxanthin haben keine dokumentierte Wirkung bei AMD.
- Für eine optimale Wirkung empfiehlt sich die Einnahme allein oder nur in Kombination mit Zeaxanthin, idealerweise mit etwas Fett.
Berate dich immer mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, bevor du neue Nahrungsergänzungsmittel einnimmst – insbesondere bei bestehenden Augenleiden.
Quellen und Studien
- AREDS2 Hauptpublikation, JAMA 2013
- AREDS2 10-Jahres-Nachbeobachtung, JAMA Ophthalmology 2022
- British Journal of Nutrition 2011 – Meta-Analyse
- Mechanismen der Carotinoid-Absorption, PMC 2019
- Healio 2012 – Empfehlungen zur Einnahme
- Lutein-Versorgung aus Lebensmitteln, MDPI Nutrients 2013
Weitere Beiträge zum Einfluss von Lutein auf Augen/Sehkraft: