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Magensäure – zu viel oder zu wenig? (Interview mit M. Murray von Enzymedica)

Im Herbst 2019 war Dr. Michael Murray, einer der führenden Experten bei der Entwicklung von Enzym-Präparaten und Mitbegründer des Marktführers Enzymedica, zu Gast bei Supplementa. Dabei sprach er mit unserem Enzym-Spezialisten Sebastian Krück auch über einige der häufigsten Fragen und Missverständnisse rund ums Thema Magensäure-Mangel, Sodbrennen und Protein-Verdauung. Im Verlauf dieses Gesprächs erläuterte Dr. Murray unter anderem:

  • warum ein Mangel an Magensäure zu den häufigsten Ursachen für akute Verdauungsprobleme (z.B. Sodbrennen, Aufstoßen, Blähbauch) zählt.
  • warum es oft kontraproduktiv ist, derartige Beschwerden durch die Einnahme von Säureblockern (Antazida, Protonenpumpenhemmer, o.ä.) nachhaltig lindern zu wollen.
  • wann bzw. warum stattdessen die Einnahme von HCl-Präparaten bzw. Betain zur Unterstützung der körpereigenen Magensäure-Produktion empfehlenswert ist, und was bei der Dosierung zu beachten ist.
  • welche Anzeichen eher für die Zufuhr von HCl/Betain oder eher für die Einnahme von Verdauungsenzymen sprechen.

Das vollständige Interview können Sie im Folgenden…

 

…als Video anschauen (mit deutschen Untertiteln)

 

…oder in aller Ruhe nachlesen (deutsche Übersetzung)

SUPPLEMENTA: Hallo Michael! Es freut mich sehr, hier mit Dir in Frankfurt zu sitzen, und dass Du den langen Weg aus den USA zu uns nach Deutschland auf Dich genommen hast, damit wir einige Gesundheitsthemen diskutieren können, und um uns an Deinen Gedanken über Umweltmedizin und Nahrungsergänzungen teilhaben zu lassen.

Heute wollen wir über den Magen reden und über seine Funktionsweise, insbesondere über die Magensäure und ihren Zweck. Denn was wir im Allgemeinen von der Medizin her kennen, ist, dass man bei vielen Beschwerden die Säure loswerden will, indem man Medikamente gibt, die den Säuregehalt im Magen reduzieren, und dann [die unerwünschten Nebeneffekte] kompensiert (z.B. durch eine B12-Injektion). Wie denkst Du darüber? Ist das genug, um damit auch denjenigen Menschen zu helfen, die wirklich ernsthafte Beschwerden damit haben?

MURRAY: Wir hören so viel über Übersäuerung … Aber: Die Ursache des Leidens liegt bei 4-mal so vielen Menschen eher an einer zu geringen als einer zu hohen Säureproduktion. Und selbst wenn die Medikamente (hauptsächlich: Säureblocker) also, selbst wenn diese die Symptome lindern, so verursachen sie doch eine lange Liste von Nebeneffekten. Dabei sind alle möglichen unerwünschten Nebenwirkungen bekannt: erhöhtes Infektionsrisiko (nicht nur gastro-intestinale Infekte, sondern auch Lungenentzündungen o.ä.), ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche, Herzprobleme, Schlaganfälle, Alzheimer-Demenz, oder multiple Nährstoff-Defizite.

Folglich wächst (zumindest in den USA) mittlerweile die Kritik an solchen Medikamenten. Diese sind nämlich ein klassisches Beispiel für Therapieformen, die zwar einzelne Symptome unterdrücken aber aufgrund ihrer Nebeneffekte viele neue Probleme schaffen. Es ist einfach völlig irrational, Probleme im Verdauungsprozess auf diese Weise beheben zu wollen. Anstatt Körperprozesse zu blockieren, um Symptome zu unterdrücken, sollten wir dem Körper helfen, diese Prozesse planmäßig auszuführen.

Nun schütten viele Menschen eben nicht genug Salzsäure aus, und wie Du schon gesagt hast, erfüllt diese Salzsäure [Abk. „HCl” = Hauptbestandteil der Magensäure] mehrere Funktionen. Solch ein saures Milieu im Magen ist nämlich sehr wichtig, um uns vor [schädlichen] Keimen zu schützen, die sich in der Nahrung befinden könnten, und dafür ist das saure Milieu im Magen äußerst vorteilhaft.

Außerdem sind die Zellen, in denen die Magensäure erzeugt wird, auch an der Kontrolle weiterer Faktoren beteiligt, die den Verdauungsprozess fördern — Du hattest B12 bzw. den „intrinsic factor” erwähnt — und [auch] diese sind sehr wichtig für eine intakte Verdauung. Sobald wir etwas essen, schüttet der Körper Magensäure (HCl) aus. Kurz darauf startet auch die Ausschüttung von Enzymen, die der [weiteren] Zerlegung der Nahrung dienen. Wenn wir nicht genügend Magensäure (HCl) ausschütten, dann blockiert das den gesamten Verdauungsprozess.

Es ist von entscheidender Bedeutung, den gesamten Verdauungsprozess am Laufen zu halten und dabei auch die Bedeutung der Magensäure zu verstehen. Wenn diese nämlich fehlt, kommt die ganze Verdauung ins Stocken, und das führt dann zu Symptomen/Beschwerden. Wenn Menschen zu wenig HCl (Magensäure) haben, verspüren sie üblicherweise ein körperliches Unbehagen — vielleicht Völlegefühl oder Blähungen — innerhalb der ersten 30 Minuten nach dem Essen. Personen, die besonders stark unter solchen Symptomen leiden, können sprichwörtlich ihr Leben verändern, indem sie einfach nur HCl [als Nahrungsergänzung] einnehmen.

Wir sehen bei einem Mangel an Magensäure viele unterschiedliche Krankheitsbilder. [Hierzu zählen] hauptsächlich Autoimmun-Erkrankungen, aber auch rheumatische Arthritis, Lupus, Ankylosierende Spondylitis [Morbus Bechterew], Störungen der Schilddrüse und Vitiligo [Weißfleckenkrankheit]. All diese Leiden hängen mit einem Magensäure-Mangel zusammen. Dieser mag auch zur Entstehung solcher Krankheiten beitragen.

Damit will ich nicht sagen, dass solche Erkrankungen sich kurieren lassen, indem man HCl einnimmt; aber die Einnahme von HCl wird dabei helfen, die richtige Menge an Säure im Magen zu haben, so dass man die Nahrung besser verdaut. Und durch eine bessere Verdauung lassen sich möglicherweise einige dieser Leiden lindern. Ich hatte bereits bei einem früheren Gespräch gesagt: „Alle Gesundheit beginnt im Darm.” Das war ein Zitat von Hippocrates. Er wollte damit sagen: Wenn wir die Nahrung nicht richtig verdauen, kann das auch an anderer Stelle zu Problemen führen.

Auch im Alter ist ein Magensäure-Mangel recht häufig. Viele Menschen, die bisher niemals Probleme damit hatten, bestimmte Lebensmittel zu verzehren, bekommen im Alter plötzlich eine Reihe von Verdauungsbeschwerden. Dies ist üblicherweise die Folge einer zu geringen Ausschüttzung von Magensäure und anderen Verdauungsfaktoren, insbesondere Verdauungsenzymen.

Es ergibt [daher] einfach keinen Sinn, die Verdauung zusätzlich zu blockieren, indem man Säureblocker einnimmt. Stattdessen sollte man dem Körper diejenigen Werkzeuge geben, die er braucht, um die Nahrung zu verdauen und gesund zu sein.

SUPPLEMENTA: Du redest also davon, die Säure zusammen mit der Nahrung zuzuführen, während man eine Mahlzeit zu sich nimmt. Soweit ich weiss, klingt es nicht gerade unbedenklich, Säure zu schlucken. Würde das nicht innerlich brennen oder Schaden anrichten? In welcher Form liegt die Säure vor? Nimmt man da eine Kapsel oder eine Tablette? Was empfiehlst Du, um die Sicherheit zu gewährleisten.

MURRAY: Genau, entweder als Tablette oder als Kapsel.

Unsere Magenwand ist sehr widerstandsfähig. Die Säure dort ist extrem stark, ein pH-Wert von 1 bis 4 ist wirklich sehr sauer. Also: Wie schafft es der Körper, sich selbst bzw. die Magenschleimhaut davor zu schützen?

Manchmal kann die dortige Schutzschicht zusammenbrechen. Aber dann kann man gezielt auf bestimmte Nahrungsergänzungen oder Lebensmittel zurück greifen, um sie wieder aufzubauen.

Wenn man HCl supplementiert [d.h. von außen zuführt], hat natürlich auch die Dosierung einen Einfluss. Einige Menschen verspüren, wenn sie HCl einnehmen, ein warmes Gefühl im Bereich des Magens, vielleicht sogar ein Brennen. Wenn das passiert, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder hat die jeweilige Person bereits genügend Magensäure, oder sie muss zunächst einmal die Magenwand aufbauen, damit diese verkraften kann, was diese Person benötigt. Wir können dabei die individuellen Rückmeldungen nutzen, um die richtige Dosis für verschiedene Menschen zu bestimmen.

Die meisten Präparate zur Nahrungsergänzung mit HCl liefern etwa 600 mg HCL in Form von „Betain HCL”. Bei dieser Dosierung würden wir niemals mehr als 7 solcher Kapseln pro Mahlzeit empfehlen; [und] nach einer einzigen Kapsel zeigen die meisten Menschen keinerlei unerwünschten Nebenwirkungen. So versuchen wir, herauszufinden, wie viel HCl jemand einnehmen muss, bis sich im Magen diejenige Menge befindet, die dieser eigentlich selbst produzieren sollte.

Einige mögen dann ganz auf die Zufuhr von HCl verzichten. Andere mögen 1-2 Kapseln oder Tabletten bevorzugen. Wir würden aber niemals mehr als 7 Stück empfehlen. Und so nutzen wir das „Bauchgefühl” dieser Personen als feedback, um uns an die richtige Dosis heran zu tasten.

Wie ich schon sagte: Diese Art der Therapie ist sehr einfach, sie kann aber nichtsdestotrotz das Leben verändern. Nochmal: Einer der wichtigsten Indikatoren dafür, ob jemand mehr HCl bzw. Magensäure benötigt, ist ein unbequemes Gefühl im Magen (bis zu 30 Minuten nach dem Essen), oder wenn man viel Gas bildet (Aufstoßen, Blähungen).

Ich schaue mir auch die Fingernägel an. Die Nägel bestehen primär aus Proteinen und Mineralien. Wir benötigen HCl, um Proteine zu verdauen, [und] wir benötigen HCl, um Mineralien zu ionisieren, damit diese aufgenommen werden können. Wenn man also weiche, sich-pellende oder brüchige Fingernägel hat, ist das oft ein Zeichen für einen Mangel an HCl/Magensäure.

SUPPLEMENTA: Das ist interessant…

MURRAY: Ja.

SUPPLEMENTA: Triffst Du bei Deinem Therapieansatz eine entweder-oder-Entscheidung zwischen HCL und Enzymen? Oder setzt Du HCl ein, um die Proteine zu spalten, und gibst dann Enzyme, um die Spaltprodukte zu verwerten und andere Nahrungsbestandteile zu zerlegen? Was ist Deine Empfehlung?

MURRAY: Manche Leute brauchen HCl, manche Leute brauchen Verdauungsenzyme, und manche brauchen beides.

Die meisten HCl-Präparate enthalten nicht nur HCl (Salzsäure), sondern auch Pepsin oder vegetarische Varianten von Pepsin. Pepsin ist ein Enzym, das über die Magenwand ausgeschüttet wird, um uns bei der Aufspaltung von Proteinen zu helfen.

Unsere Nahrung besteht jedoch nicht nur aus Proteinen. Sie enthält auch andere Bestandteile. Und Proteine werden nicht nur im Magen verdaut, sondern auch im Dünndarm, [und zwar] mit Hilfe von Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas).

Wenn nun jemand nicht genügend HCl bzw. Magensäure hat, dann schüttet diese Person auch nicht genügend Pankreas-Enzyme aus, denn die Abgabe von Pankreas-Enzymen in den Dünndarm richtet sich nach dem [zu verdauenden] Nahrungsbrei. Normalerweise sollte das Gemisch aus Nahrungsbestandteilen und Mageninhalten, das in den Dünndarm gelangt, nämlich viel Säure enthalten, allein aufgrund der zuvor ausgeschütteten Magensäure. Wenn jedoch ein Mangel an Magensäure vorliegt, dann könnte der pH-Wert einfach zu hoch sein, und in diesem Fall gibt es keinen Stimulus, d.h. die Ausschüttung von Pankreas-Enzymen wird nicht ausgelöst. Folglich kann die Nahrung bzw. der Nahrungsbrei dann einfach nicht weiter verdaut werden (zumindest nicht so wie es planmäßig sein sollte).

Also: Wie kann man herausfinden, was man braucht?

Wenn man innerhalb der ersten 30 Minuten nach dem Essen Anzeichen für eine unvollständige Verdauung bemerkt, dann ist meist ein Mangel an HCl/Magensäure der Grund. Wenn die Symptome hingegen länger anhalten, oder erst 45 Minuten nach einer Mahlzeit auftreten, dann fehlt es üblicherweise eher an Pankreas-Enzymen, und in diesem Fall würden wir Verdauungsenzyme einsetzen wollen.

SUPPLEMENTA: Das ist/war wirklich hilfreich. Vielen Dank für all Deine ausführlichen Erläuterungen zu diesen Problemen und Lösungsansätzen, die eigentlich ganz einfach aber andererseits kaum bekannt sind.

MURRAY:
Ja, und ich betone nochmals: Wenn man den „richtigen” natürlichen Ansatz findet, um dem Körper die Werkzeuge zu geben, die dieser benötigt, um gesund zu sein, dann kann dies Ihr ganzes Leben verändern!

SUPPLEMENTA: Gut zu wissen. Vielen Dank, Michael!

 

(Dieses Interview wurde im Herbst 2019 in Frankfurt am Main aufgezeichnet.)

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